Rund ums Judo
Was ist Judo?
Die japanische Kampfsportart Judo verbindet fairen und waffenlosen Kampf mit Erziehung und Selbstentwicklung und zählt zu den beliebtesten Sportarten weltweit. Jūdō (柔道) bedeutet sinngemäß so viel wie "der sanfte Weg". Ein Grundprinzip des Judo ist die maximale Wirkung mit dem minimalen Aufwand. Zentral sind im Judo die Wurftechniken sowie Haltegriffe, Armhebel und Würger. Schlag- und Tritttechniken sind im moderen Judo nicht mehr vertreten. Das Judo hat traditionell die drei Säulen Formenlauf (Kata), Übungskampf (Randori) und Wettkampf (Shiai). Seit 2020 gilt im Deutschen Judo Bund (DJB) das Taiso als die vierte Säule des Judo. Taiso stell eine traditionell japanische Form der Gymnastik und Körperschulung dar. Da das Judo nicht nur als Kampfsport sondern auch als Erziehungsmethode konzipiert wurde, lehrt das Judo neben Techniken auch moralische Prinzipien.
Judo kann in jeder Altersgruppe praktiziert werden. Schon im Vorschulalter verbessern die Kinder durch das Judo ihre Körperhaltung und gewöhnen sich an regelmäßigen Sport. Für das Kindes- und Jugendalter leistet Judo einen wertvollen pädagogischen Beitrag, der neben Spaß auch Kooperationsbereitschaft, Verantwortlichkeit und Rücksichtnahme vermittelt. Für Erwachsene bietet Judo ein vielseitiges Bewegungsangebot mit viel Kommunikation und Geselligkeit. Damit verbunden ist ein intensives Herz- und Kreislauftraining. Judo hat sich aufgrund des breit gefächerten Einsatzgebietes zu einer idealen Sportart zur Gesundheitsprävention entwickelt.
Auch Senioren betreiben Judo, um ihre körperliche Bewegungsfähigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten. Ein geübter Judoka, ob alt oder jung, gewinnt durch diesen Sport an Selbstbewusstsein und Sicherheit!
Judowerte
Der Begründer des Judo, Jigorō Kanō, hat zwei Grundprinzipien für das Judo formuliert. Das moralische und das technische Prinzip. Das technische Prinzip "Sei ryoku zen yo" beschreibt den bestmöglichen Einsatz von Körper und Geist. Es verdeutlicht, dass mit fleißigem Training sowohl der Köper als auch der Geist immer weiter entwickelt werden können und sollen. Das moralische Prinzip "Ji ta kyo ei" lässt sich frei mit Training zum beidseitigen Fortschritt übersetzen. Es überträgt die Verantwortung für den Partner auf den Trainierenden und ruft dazu auf "miteinander" zu kämpfen ohne den anderen zu gefährden. Diese Grundlage des Judos und die damit verbundene Rücksichtnahme auf den Partner ist nicht in allen Kampfsportarten selbstverständlich.
Der DJB hat im Sinne des moralischen Prinzips 10 Judowerte formuliert, welche besonders im Training vermittelt werden:
Respekt, Ehrlichkeit, Höflichkeit, Ernsthaftigkeit, Bescheidenheit, Mut, Hilfsbereitschaft, Selbstbeherrschung, Wertschätzung, Freundschaft
Geschichte
Der Gründer des Judo, Jigorō Kanō, erwarb die Meisterschaft und Lehrerlaubnis in mindestens zwei Jiu-Jitsu-Stilen, bevor er 1882 seine eigene Schule, den Kodokan, in Tokio und damit seinen eigenen Stil gründete. Das Judo war geboren. Zu Anfang war Judo eine komplette Kampfkunst, die neben Würfen, Halte- und Würgegriffen und Armhebeln auch Schläge, Tritte und sogar Techniken mit Waffen beinhaltete. Kano legte dabei Wert darauf, dass seine Schüler die Lehren des Judo nicht nur im Dojo und im Wettkampf beachteten, sondern sah Judo ebenfalls als Erziehungssystem, dessen Prinzipien sich in allen Lebenslagen anwenden lassen.
Über viele Jahre hinweg entwickelte sich Judo zu der modernen olympischen Zweikampfsportart, die wir heute kennen und unterrichten.
Die gefährlichen Techniken (z.B. Schläge und Tritte) wurden nach und nach entfernt, sodass es heute ein sicheres, einheitliches Regelwerk gibt, nach dem sich Menschen weltweit messen.
In Tokio fand 1886 ein Wettkampf zwischen Kanōs Kodokan und einer bedeutenden Jiu-Jitsu Schule statt. Der Kodokan konnte diesen mit Kanōs Judo für sich entscheiden. Das Judo gewann so an nationaler Bekanntheit. Im Nachgang dieses Wettkampfes wurde Judo als Nahkampfsystem für Armee und Polizei in Japan eingeführt. Judo wurde ab 1890 auf Anordnung des Kaisers Pflichtfach an japanischen Schulen und mit militärischem Drill gelehrt.
Im Rahmen eines Freundschaftsbesuches kamen 1906 Schiffe der japanischen Marine nach Kiel. Bei diesem Besuch demonstrierten die Gäste das Judo vor Kaiser Wilhelm II. Dieser war so begeistert von der Demonstration, dass er seine Kadetten im Judo schulen ließ. Judo war auch im Westen angekommen.
Zu Bekanntheit in Deutschland gelangte das Judo erst 1920 durch Alfred Rhode, den "deutschen Vater des Judo". Er eröffnete 1920 die erste Judoschule Deutschlands in Frankfurt am Main. Es kamen nach und nach immer mehr Dojos dazu. Der erste Berliner Judoclub öffnete 1922.
Im zweiten Weltkrieg kommt der Wettkampfsport zum Erliegen und Judo wird 1945 von den Alliierten verboten. Erst allmählich kommt der Sportbetrieb wieder in Gang. 1952 wird das Deutsche Dan-Kollegium gegründet, 1956 der Deutsche Judo-Bund (DJB) und 1964 wird Judo als olympische Disziplin in Tokio zugelassen. Noch heute gewinnt Judo stetig an Bedeutung und es entstehen immer mehr Judoschulen. 1970 fand die erste Damen-Judomeisterschaft statt. Inzwischen gibt es auf der Welt Millionen Judoka, die in vielen Ländern zu Organisationen zusammengeschlossen sind.
Judo hat sich heute endgültig als moderne Wettkampfsportart etabliert.


